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Hashimoto und Schilddrüsenunterfunktion

Hashimoto: eine weit verbreitete Autoimmunerkrankung

Hashimoto heißt die häufigste Form der Schilddrüsenentzündung. Sie beginnt meist unauffällig und wird von den Betroffenen erst spät bemerkt. Oft werden die schleichenden Symptome nicht einmal als Krankheit wahrgenommen oder irrtümlich einer anderen Ursache zugeschrieben. Das erschwert bei vielen Patienten eine erfolgreiche Therapie. In diesem Beitrag wollen wir Ihnen die wichtigsten Informationen über diese weitverbreitete Autoimmunerkrankung der Schilddrüse näherbringen und Sie für eine rechtzeitige Diagnose und Behandlung sensibilisieren.

Die Schilddrüse: klein, aber äußerst wichtig für den Körper

Die Schilddrüse ist vielen Menschen ein vager Begriff, den sie aber kaum konkretisieren können. Dabei ist sie äußerst wichtig für Körper und Stoffwechsel! Sie ist klein, erinnert in ihrer Form an einen Schmetterling und sitzt unter dem Kehlkopf, wo sie die Luftröhre umschließt. Ihre Funktion ist für einen gesunden Stoffwechsel unverzichtbar: Die Schilddrüse produziert viele der vom Körper dringend benötigten Hormone, Thyroxin und Triiodthyronin. Ein Defizit an diesen Schilddrüsenhormonen bringt den gesamten Hormonhaushalt durcheinander und kann zu verschiedenen Beschwerden führen.

Die Schilddrüse beeinflusst auch die Psyche

Neben dem körperlichen Wohlbefinden ist auch die menschliche Psyche von der Schilddrüse und den Schilddrüsenhormonen abhängig. Schilddrüsenüberfunktion und Schilddrüsenunterfunktion wirken sich gleichermaßen auf das psychische Gleichgewicht aus. Dabei darf nicht übersehen werden, dass Physis und Psyche eng miteinander verknüpft sind und sich wechselseitig beeinflussen. Häufig ist schwer zu sagen, ob es sich um eine körperliche oder eine seelische Müdigkeit handelt. Es steht aber fest, dass eine Schilddrüsenentzündung die Lebensqualität auf vielen Ebenen beeinträchtigen kann.

Hashimoto – Definition, Ursachen und Symptome

Hashimoto gehört zu den Erkrankungen, welche die Funktion der Schilddrüse beeinträchtigen. Konkret handelt es sich um eine chronische Schilddrüsenentzündung. Der Name Hashimoto ist eine Verkürzung der medizinisch korrekten Bezeichnung Hashimoto Thyreoiditis. Thyreoiditis benennt dabei die grundlegende Krankheit, nämlich eine Schilddrüsenentzündung, während Hashimoto der konkrete Typ ist. Das Perfide an der Thyreoiditis Hashimoto ist deren Ursache: Die liegt nämlich im Körper selbst – ausgerechnet das körpereigene Immunsystem löst die Entzündung aus!

Hashimoto Thyreoiditis zählt zu den Autoimmunerkrankungen

Die chronische Thyreoiditis vom Typ Hashimoto verdankt ihren Namen dem japanischen Arzt Hakaru Hashimoto, der sie zum ersten Mal diagnostizierte. Er fand heraus, dass eine Fehlreaktion des Immunsystems für die Entzündung verantwortlich ist – sie ist also eine Autoimmunerkrankung. Das bedeutet: Die körpereigenen Alarmsensoren machen einen Feind aus, der gar nicht existiert, und bilden Antikörper, die streng genommen nicht benötigt werden. Diese Antikörper richten sich demzufolge nicht gegen Viren, Bakterien oder andere schädliche Eindringlinge, sondern gegen das harmlose Gewebe der Schilddrüse.

Atrophe und hypertrophe Form

Hashimoto verläuft in zwei Formen: Die in Deutschland häufigste Form ist die atrophe Variante, bei der die Schilddrüse an Zellvolumen verliert und kleiner wird. Daneben gibt es noch die hypertrophe Form, die zu einer Vergrößerung der Schilddrüse führt – bis hin zu einer Struma, wie der äußerlich sichtbare Kropf bezeichnet wird.

Die genauen Ursachen von Thyreoiditis Typ Hashimoto sind unbekannt

Was letzten Endes diese Fehlfunktion des Immunsystems auslöst und zur Bildung der Antikörper führt, ist noch nicht bekannt. Der Forschung fehlen trotz zahlreicher Patienten diesbezüglich zuverlässige bzw. aussagekräftige Informationen. Das liegt sicher auch daran, dass eine Diagnose von Hashimoto bei den betroffenen Patienten erst relativ spät möglich ist. Fest steht, dass Frauen deutlich häufiger betroffen sind als Männer. Beiden Geschlechtern gemein ist die erhöhte Erkrankungsgefahr zwischen dem 30. und 50. Lebensjahr. Möglicherweise ist eine bakterielle oder virale Infektion für die ungewollte Bildung der Antikörper verantwortlich.

Auch Gene können beim Auftreten von Hashimoto eine Rolle spielen

Obwohl die genaue Ursache für Hashimoto noch erforscht werden muss, zeichnet sich bereits ab, dass auch die genetische Veranlagung der Patienten eine Rolle spielt. Insbesondere dann, wenn in einer Familie bereits die Schilddrüsenkrankheit existiert, besteht für Angehörige ein erhöhtes Risiko. Trotz der überdurchschnittlichen Gefährdung wird Thyreoiditis Hashimoto nicht unmittelbar weitervererbt. Häufig tritt Hashimoto allerdings gemeinsam mit anderen Autoimmunerkrankungen auf, zum Beispiel Diabetes, Weißfleckenkrankheit oder Zöliakie (Glutenunverträglichkeit).

Eine Schwangerschaft verändert den Haushalt der Hormone

Besonders oft tritt eine Schilddrüsenunterfunktion während der Schwangerschaft auf. Die Hormone vieler schwangerer Frauen sind ohnehin sehr durcheinander, weshalb sich nicht selten auch eine Fehlfunktion der Schilddrüse ausprägt. Das liegt auch daran, dass während der Schwangerschaft ein erhöhter Bedarf an Hormonen besteht. Sind der Hormonhaushalt und die Funktion der Schilddrüse gestört, kann das ungeborene Kind im schlimmsten Fall großen Schaden nehmen. Deshalb ist eine rechtzeitige Untersuchung und Diagnose sehr wichtig, damit Mutter und Kind wohlauf bleiben!

Diabetes interagiert oft mit der Schilddrüse

Diabetes gehört zu den weitverbreiteten Erkrankungen, die zahlreiche Nebenwirkungen mit sich bringen. Eine davon kann auch eine Schilddrüsenunterfunktion sein. Zwar ist Diabetes nicht die unmittelbare Ursache für Beschwerden mit der Schilddrüse, sie kann aber mit dieser in eine negative Wechselwirkung treten. Oft wird Diabetes durch eine Störung der Schilddrüse gewissermaßen auch intensiviert – deshalb sollte bei einer Diabeteserkrankung immer die Schilddrüse beobachtet und die Werte regelmäßig kontrolliert werden.

Typische Symptome einer Thyreoiditis Hashimoto

Typische Symptome von Hashimoto im Stadium einer Schilddrüsenunterfunktion (Hypothyreose) sind beispielsweise Müdigkeit, Kraftlosigkeit, Unlust und Gedächtnisschwierigkeiten. Auch eine Überempfindlichkeit gegen Kälte, trockene Haut und brüchige Nägel, ausfallende und spröde Haare können auf eine Hypothyreose hinweisen. Des Weiteren gelten Gewichtszunahme, Verstopfung, Zyklusstörungen, erhöhte Blutfettwerte und Heiserkeit als mögliche Symptome für eine Schilddrüsenunterfunktion.

Bei Frauen wird Hashimoto häufig mit den Wechseljahren verwechselt

Weil die Symptome einer Thyreoiditis vom Typ Hashimoto den Symptomen der Wechseljahre sehr ähnlich sind, fällt die Diagnose bei Frauen besonders schwer: Oft werden die auftretenden Beschwerden nicht mit einer Entzündung der Schilddrüse in Verbindung gebracht, sondern als gewöhnliche Anzeichen der Wechseljahre missverstanden. Das hat zur Folge, dass die Therapie der Krankheit später beginnt, als es eigentlich möglich und empfehlenswert wäre. Deshalb ist im Zweifel ein frühzeitiger Besuch bei einem kompetenten Arzt hilfreich.

Wichtiger Tipp: Nehmen Sie Ihre Beschwerden ernst, leiden Sie nicht unnötig und wenden Sie sich lieber frühzeitig vertrauensvoll an einen Experten, egal, ob nun die Wechseljahre, die Schilddrüse oder etwas ganz anderes hinter Ihren Symptomen steckt!

Für die Analyse der Schilddrüsenfunktion ist der TSH Wert interessant

Für die Diagnose einer Unterfunktion (Hypothyreose) oder Überfunktion (Hyperthyreose) der Schilddrüse wird der TSH Wert im Blut geprüft. TSH ist ein Kürzel für Thyreoidea-stimulierendes Hormon (Thyreotropin). TSH reguliert die Funktion der Schilddrüse. Ein erhöhter TSH Wert weist auf eine Schilddrüsenunterfunktion bzw. Hypothyreose hin. Das bedeutet, dass die Schilddrüse zu wenig Schilddrüsenhormone produziert. Ein niedriger TSH Wert ist hingegen ein Indiz für eine Schilddrüsenüberfunktion. In diesem Fall befinden sich zu viele Schilddrüsenhormone im Körper.

Hashimoto führt häufig zu einer Schilddrüsenunterfunktion

In der Regel wird eine Diagnose von Hashimoto erst dann möglich, wenn die Krankheit im fortgeschrittenen Stadium zu einer Schilddrüsenunterfunktion (Hypothyreose) geführt hat. Neben dem TSH Wert werden auch Antikörper im Blut sowie weitere Hormone gemessen, deren Vorhandensein auf eine Hypothyreose weisen kann. Auf Basis dieser Informationen sowie unter Berücksichtigung der anfallenden Beschwerden kann schließlich die Diagnose Hypothyreose bzw. Schilddrüsenunterfunktion gestellt werden.

Wichtig: Der TSH Wert im Blut gibt zwar messbare Hinweise, noch wichtiger als dieser sind aber die auftretenden Symptome. Deshalb sollten sich Patienten nicht auf die ärztliche Routineuntersuchung und den dabei ermittelten TSH Wert verlassen, sondern auch immer mögliche Symptome im Auge behalten und gegebenenfalls frühzeitig reagieren.

Morbus Basedow als häufige Ursache der Schilddrüsenüberfunktion

Eine Überfunktion der Schilddrüse ist weniger oft das Ergebnis von Hashimoto, sondern hängt weit häufiger mit der Krankheit Morbus Basedow zusammen. Morbus Basedow gehört zu den verbreiteten Erkrankungen der Schilddrüse und bedarf ebenfalls einer ärztlichen Therapie. Morbus Basedow betrifft immer die ganze Schilddrüse und nicht nur bestimmte Teile.

Hinweis: In diesem Text behandeln wir das Thema Morbus Basedow und Schilddrüsenüberfunktion nicht weitergehend, da der Fokus in diesem Ratgeber auf Hashimoto liegt. Bitte informieren Sie sich in einem anderen Ratgeber oder bei Ihrem Facharzt, wenn Sie Fragen dazu haben!

Behandlung und Therapie von Hashimoto

Entwickelt sich im Rahmen von Hashimoto eine Unterfunktion der Schilddrüse, ist diese grundsätzlich nicht heilbar – allerdings lassen sich die Symptome bei den meisten Patienten durch eine passende Therapie deutlich lindern.

Medikamente gegen eine Schilddrüsenunterfunktion

Für die Therapie einer Schilddrüsenunterfunktion müssen die betroffenen Patienten in der Regel lebenslang Hormone einnehmen. Die Einnahme der Hormone erfolgt normalerweise morgens auf nüchternen Magen, ca. 30 bis 60 Minuten vor der ersten Mahlzeit. Alternativ kann die Einnahme auch ca. 2 Stunden nach dem Frühstück erfolgen, wenn anschließend ein ausreichender Abstand zur nächsten Mahlzeit eingehalten wird. Auf diese Weise lassen sich die Erkrankungen der Schilddrüse in Schach halten, wenn auch nicht heilen. Nur in sehr seltenen Fällen kommt es zu einer Rückbildung der Krankheit und die Schilddrüsenunterfunktion hebt sich gewissermaßen wieder auf.

Operative Eingriffe sind die letzte Möglichkeit der Behandlung

Im Extremfall kann die Behandlung einer Schilddrüsenerkrankung in einer operativen Entfernung des Organs bestehen. Das ist zum Beispiel bei einer extremen Schwellung der Schilddrüse möglich, wenn diese äußerlich deutlich sichtbar ist. In diesem Fall werden die Patienten mittels eines operativen Eingriffs von der Schilddrüse befreit. Nach der Operation müssen die Hormone ebenfalls weiter über Medikamente eingenommen werden.

Auch die Ernährung spielt eine Rolle

Gesundheit und Ernährung hängen immer eng zusammen. Auch bei der Hypothyreose kann mit der richtigen Ernährung möglicherweise eine Linderung der Symptome erreicht werden. Umgekehrt kann eine ungünstige Ernährung den Ausbruch von Hashimoto gegebenenfalls verstärken bzw. auslösen und zu einer Hypothyreose führen. Deshalb spielt bei jeder Behandlung die Ernährung eine wichtige Rolle. Ihr Hausarzt bzw. ein Schilddrüsen-Spezialist oder ein Ernährungsberater gibt Ihnen sicherlich gerne Tipps, damit Sie Ihren Speiseplan entsprechend anpassen und die Ausprägung Ihrer Erkrankung durch gesundes Essen positiv beeinflussen können!

Jod kann den Verlauf von Hashimoto verstärken

Jod kann bei der Aufnahme von großen Mengen nach derzeitigem Forschungsstand den Verlauf von Hashimoto verstärken oder bei einer entsprechenden Veranlagung sogar auslösen. Patienten, die mit einer durch Hashimoto ausgelösten Überfunktion oder Unterfunktion der Schilddrüse zu kämpfen haben, sollten vor der Aufnahme von Jod einen Arzt aufsuchen. Der normale Jodgehalt einer durchschnittlichen Ernährung wird davon nicht berührt, nur beim ungewöhnlich hohen Verzehr von beispielsweise Sojaprodukten oder bei der Einnahme von Nahrungsergänzungsmitteln ist Vorsicht geboten. Das gilt auch dann, wenn es zwar einen Fall von Hashimoto in der Familie gibt, Sie selbst aber (noch) nicht betroffen sind.

Wichtig: Auch wenn der Jodgehalt der Ernährung normalerweise keine Rolle spielt, sollte im Fall einer Hypothyreose auf besonders jodhaltige Nahrungsmittel verzichtet werden. Dazu gehören zum Beispiel Sojaprodukte, Fisch und Meeresfrüchte.

Jodmangel kann zu einer Struma der Schilddrüse führen

Wenn Sie rein präventiv gänzlich auf Jod verzichten, tun Sie Ihrer Schilddrüse allerdings auch nichts Gutes: Jodmangel ist eine der häufigsten Ursachen für eine Struma, die Vergrößerung des Schilddrüsengewebes. Die Struma muss nicht immer sicht- und ertastbar sein, kann aber in Gestalt eines Kropfes (früher auch Satthals genannt) zu einem äußerlichen Symptom einer Fehlfunktion der Schilddrüse werden. Auch während einer Schwangerschaft ist es für Mutter und Kind wichtig, dass eine ausreichende Jodzufuhr sichergestellt wird. Besprechen Sie die individuelle Jodgabe am besten mit Ihrem behandelnden Facharzt!

Fazit

Eine Thyreoiditis vom Typ Hashimoto ist eine weitverbreitete Entzündung der Schilddrüse, die vom Immunsystem des Körpers ausgelöst wird. Die rechtzeitige Therapie wird oft durch die komplizierte Diagnose erschwert. In der Regel begünstigt Hashimoto eine Unterfunktion der Schilddrüse, die nicht mehr vollständig heilbar ist, deren Symptome sich jedoch durch eine Therapie lindern lassen. Mitunter müssen dazu lebenslang Hormone eingenommen werden, um die Beschwerden der Schilddrüsenunterfunktion einzudämmen und eine normale Lebensqualität sicherzustellen.

 


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