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Bettlägerigkeit: Das sind die Gründe, Folgen und Behandlungsmöglichkeiten

Ursachen für Bettlägerigkeit gibt es viele

Die Gründe für Bettlägerigkeit sind vielseitig. Plötzliche Unfälle oder Krankheiten, aber auch Altersschwäche und chronische, kräftezehrende Beschwerden können einen Menschen in seiner Bewegung und Mobilität so sehr einschränken, dass dieser langfristig auf sein Bett angewiesen ist. Im Bereich der Pflege, vor allem in der Altenpflege, ist Bettlägerigkeit unter den Patientinnen und Patienten bzw. den Bewohnerinnen und Bewohnern ein gängiges Problem. Aufgrund sogenannter Multimorbidität sind ältere Menschen verstärkt betroffen. Multimorbidität, auch Polymorbidität genannt, kommt aus dem Latein und kann mit Mehrfacherkrankung übersetzt werden. Ist ein Mensch multimorbide hat die Person also mit zwei oder mehreren Krankheiten gleichzeitig zu kämpfen. Ein typisches Beispiel aus höheren Altersgruppen wäre das parallele Vorliegen chronischen Bluthochdrucks, von Diabetes Typ 2 und einer gefäßbedingten Demenz. Ein weiteres Beispiel, ungeachtet der Altersgruppe, wäre eine Person mit gebrochenem Bein, chronischem Asthma und einer akuten Lungenentzündung.

Merke: Bettlägerigkeit beschreibt den Umstand, dass eine Person maximal für kurze Zeit aufrecht sitzen, stehen und ggf. laufen kann. Mittel- oder langfristig ist es der betroffenen Person aufgrund von Krankheit, Verletzung oder Schwäche nicht möglich, den Alltag außerhalb des Bettes zu verbringen. Die Selbständigkeit das Leben zu bestreiten und zu gestalten, nimmt mit zunehmendem Verbleib zu Hause bzw. im Heim ab.

 

Bettlägerigkeit verläuft häufig in Phasen

Mit der Gesundheit steht und fällt die Mobilität bzw. die Immobilität der Betroffenen. Verschlechtert sich der Gesundheitszustand eines Menschen nicht plötzlich, sondern langsam, geht damit typischerweise auch eine zunehmende Bettlägerigkeit einher. Diese schrittweise Einschränkung der Mobilität kann in Phasen unterteilt werden:

  • Phase 1:
  • zunehmende Unsicherheit und Instabilität der Betroffenen; Ängste vor Unfällen, Stürzen, Verletzungen etc. nehmen zu; Haus/ Wohnung/ Zimmer wird infolgedessen weniger oder ungern verlassen
  • Phase 2:
  • Negatives Ereignis, z. B. Sturz; körperliche Einschränkung steigt; Unsicherheiten verschärfen sich; Mobilität verschlechtert sich stark
  • Phase 3:
  • Vermeidung von Bewegung aus Selbstschutz und Angst vor weiteren Vorfällen; Mobilität nimmt ab; alltägliche Beschränkung auf ein Zimmer; Fortbewegung –wenn überhaupt – mit Rollstuhl; auf Unterstützung durch Pflegende angewiesen
  • Phase 4:
  • Fixierung an einem Ort; starker Verlust von Mobilität und Eigenständigkeit; hohe Abhängigkeit von den Pflegenden
  • Phase 5:
  • Komplette Immobilität des Betroffenen sowie Abhängigkeit von Helfenden und Pflegenden; Verbleib im Bett 24/7 und dadurch gesteigertes Risiko von Druckgeschwüren; ggf. zeitweises Verlassen des Bettes mit der Assistenz Dritter; oft: Verlust der Privatsphäre; bettlägerige Patientinnen und Patienten leben mit dem Risiko für Folgeerkrankungen

Was genau ist ein Druckgeschwür?

Ein Druckgeschwür, auch Dekubitus genannt, kann als Wundliegen verstanden werden. Daher ist es zudem unter dem Begriff Wundliegegeschwür bekannt. Ein Druckgeschwür ist eine der Folgen langen Liegens und fehlender, unregelmäßiger oder fehlerhafter Lagerung im Bett. Verursacht wird es durch schlechte Durchblutung des Gewebes und anhaltenden Druck auf einzelne Gelenke und/oder Hautpartien. Die Geschwüre gehen mit starken Schmerzen einher, heilen schwer und sind ein klares Alarmzeichen für Betroffene und Angehörige. Denn sie weisen darauf hin, dass die pflegebedürftige Person nicht richtig behandelt wird. In der professionellen Altenpflege wird (im Idealfall) stark darauf geachtet, dass Druckgeschwüre nicht entstehen. Dies wird durch spezielle, druckverteilende Matratzen oder durch Lagerungstechniken erreicht. In ihrer Gesamtheit werden diese vorbeugenden Maßnahmen als Dekubitus-Prophylaxe bezeichnet.

Tipp: In diesem Video werden Lagerungstechniken zur Dekubitus-Prophylaxe in aller Kürze und einfach erklärt: Youtube | “Lagerungstechniken zur Dekubitus-Prophylaxe” (HARTMANN Deutschland, 02.06.2020)

Diese Körperstellen sind besonders betroffen

Im oben genannten Video sehen Sie, welche Körperstellen durch langes Liegen und fehlende Prophylaxe besonders unter der Fehlverteilung des Gewichts leiden und daher einer speziellen Lagerung bedürfen:

  • Hinterkopf
  • Ohrmuscheln
  • Schulter
  • Schulterblätter
  • Wirbelvorsprung an der Rückenmitte
  • Ellenbogen
  • Beckenknochen
  • Steiß
  • Knie
  • Fersen
  • Knöchel
  • Zehen

Über mögliche Folgen eingeschränkter Mobilität für die geistige Gesundheit

Der Verlust der eigenen Mobilität kann sich auf vielen Ebenen auf die Gesundheit auswirken. Körperlich sowie mental und seelisch spiegeln sich plötzliche oder langfristige Einschränkungen der eigenen Bewegungsfreiheit oft merklich wider. Angefangen bei Gefühlen wie Unwohlsein, Beklommenheit und Antriebslosigkeit, über bedrückende Abhängigkeitsverhältnisse bis zu ausgewachsenen Depressionen, hinterlassen Ortsgebundenheit und Bettlägerigkeit ihre Spuren in der menschlichen Gefühlswelt. Dem liegt in der Regel die wahrgenommene verminderte Selbstwirksamkeit, die reduzierte Teilnahme am öffentlichen Leben und der Mangel an anregenden sozialen Interaktionen zugrunde. Je nach Veranlagung und Ausgangssituation der betroffenen Person können Verstimmungen, depressive Episoden oder aber umfassende Depressionen zu Tage treten.

Über mögliche Folgen eingeschränkter Mobilität für die körperliche Gesundheit

Es klang bereits an: Auch oder vor allem auf körperlicher Ebene werden die direkten Auswirkungen verminderter Bewegung deutlich. Nebst Druckgeschwür-Risiko besteht bei anhaltendem Bewegungsmangel die Möglichkeit, dass es zu Verstopfungen, verkümmerten Muskeln und Lungenbeschwerden kommt. Letzteres kommt u. a. deshalb zustande, weil die Lunge durch langes Liegen nicht ausreichend belüftet wird. Infolgedessen wird das Immunsystem geschwächt, womit Patienten u. a. verstärkt zu Lungenerkrankungen neigen. So z. B. zu Lungenentzündungen oder Lungenembolien. Eine Lungenembolie ist ein Verschluss einer oder mehrerer Lungenarterien, beispielsweise aufgrund eines Blutgerinnsels. Sie sehen bereits, wie umfassend die Folgen stark verminderter Bewegung sein können. Neben den genannten Risiken zählen auch mögliche Inkontinenz, sowie die Anpassung des eigenen Kreislaufs an eine aufrechte Körperhaltung zu den Herausforderungen, die im engen Zusammenhang mit schwindender Mobilität stehen. Nicht zuletzt ist die Thrombosegefahr erhöht, weil durch die fehlende Bewegung die Muskelstränge nicht regelmäßig massiert werden. Entsprechend wichtig ist die stete Massage bzw. Physiotherapie durch professionelle Dienstleistende.

Drohender Bettlägerigkeit frühzeitig begegnen

Bevor es überhaupt zu langfristiger Bettlägerigkeit und ggf. sogar zu Wundliegegeschwüren kommt, können Sie als Betroffener aber auch als pflegende Angehörige bereits hilfreiche Maßnahmen zur Entlastung des Alltags leisten. Schon in Phase 1 der sich anbahnenden Immobilität kann der bestehenden Instabilität des Betroffenen durch Hilfsmittel begegnet werden. Für kurze Strecken zu Fuß bietet sich z. B. ein Rollstuhl an, für längere Strecken könnten Sie auf elektrische Rollstühle (E-Mobile) zurückgreifen. Letztere schonen die Kraft der Betroffenen und ermutigen dazu, das Bett oder die eigene Häuslichkeit auch mal hinter sich zu lassen. Auch die körperliche und geistige Fitness werden auf diese Weise nach Möglichkeit ebenso wie die Selbständigkeit weiter erhalten. Der frühzeitige Einsatz von Hilfsmitteln und die Anwendung erprobter Hilfe-Techniken bedeuten auch, dass Personen mit eingeschränkter Mobilität möglichst lange im eigenen Heim leben können, ohne einen Umzug auf sich nehmen zu müssen. Während physiotherapeutische Begleitung vor allem in frühen Stadien schwacher Mobilität für mehr Gangsicherheit sorgen kann, ist bei fortgeschrittenen Stadien der Bettlägerigkeit (zusätzlich) professionelle pflegerische Begleitung Trumpf, um die Folgen des langen Liegens möglichst gut aufzufangen.

Neues Selbstvertrauen und Lebensmut schöpfen

Ganz unabhängig vom Alter, vom Grund der vorübergehenden oder langfristigen Bewegungseinschränkung und dem bereits bestehenden Ausmaß der Folgen, gilt: Ein Annehmen der Situation ist nötig, um nach vorn zu blicken. Nehmen Sie sich die Zeit, die Sie benötigen, um den neuen Alltag zu verstehen. Seien Sie ehrlich zu sich selbst und überlegen Sie, bei welchen Tätigkeiten und Aktivitäten Sie helfende Hände benötigen oder wünschen und was Sie zunächst noch selbständig tun wollen bzw. können. Im nächsten Schritt haben Sie die Möglichkeit mit der Einbeziehung Dritter Maßnahmen und Wege zu finden, den veränderten Alltag zu planen und zu strukturieren. Verlieren Sie bei allem nötigen Pragmatismus nicht aus den Augen, was Ihnen am Herzen liegt, welche Hobbies oder Beschäftigungen Sie beibehalten möchten und fragen Sie sich, was nötig ist, um diese Herzensangelegenheiten durchzusetzen.

Übersicht: Das können Sie tun, um (schleichende) Bettlägerigkeit zu behandeln

  • Hilfsmittel wie Rollator, Rollstuhl, E-Mobil nutzen, um aktiv und in Bewegung zu bleiben; Fitness bewahren bzw. steigern
  • Ein Netzwerk aus professionellen Unterstützern weben (Pflege, Physiotherapie, Psychotherapie, Gymnastik/Training, Alltags-Services etc.)
  • Familie, Nachbarn und Freunde um Beistand bitten; gemeinsam den Alltag gestalten
  • Die veränderte Situation annehmen und nach vorne schauen
  • Fragen Sie sich: Was ist möglich, was wollen Sie und was benötigen Sie dazu?
  • Gesund leben und gute Pflege sichern bzw. Betreuung sicherstellen, auch um Folgeerkrankungen vorzubeugen
  • Abhängigkeitsverhältnisse reflektieren: Wobei wird Unterstützung benötigt und was können Sie recht eigenständig tun?
  • Grenzen definieren und kommunizieren: Äußern Sie gegenüber Unterstützern Ihre Wünsche, Ansprüche und Grenzen
  • Wechselwarme Körperwaschungen, weiche Bürstenmassagen zur Anregung der Durchblutung
  • Offenheit gegenüber Maßnahmen zur Mobilisation bewahren, auch geringe Fähigkeiten und Potentiale nutzen
  • Bei der Suche nach Lösungen die Ratschläge nahestehender Personen anhören und ggf. annehmen
  • Selbständigkeit fördern (lassen)
  • Reize und Anreize schaffen und annehmen

Gut ausgerüstet durch die Phasen der Bettlägerigkeit

Wir wünschen Ihnen gutes Gelingen beim Umsetzen der oben genannten Tipps für bettlägerige Menschen. Gern stehen wir Ihnen darüber hinaus mit Rat und Tat zur Seite, wenn es um spezielle Hilfsmittel geht, mit denen sich die Liegephasen für den Patienten angenehmer gestalten lassen. Von Unterlagen zur Dekubitusprophylaxe bis hin zu Schnabeltassen finden Sie in unserem großen Sortiment viele Artikel aus dem Bereich der häuslichen Pflege und Hilfsmittel, die zur Erleichterung des Alltags beitragen können. Lassen Sie sich von unserem pharmazeutischen Team beraten!


Bildquelle: ©DC Studio, adobe.com

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