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Schwangerschaftsdepression: Ursachen, Behandlung und Tipps zur Hilfe

Depression als weit verbreitetes Phänomen während der Schwangerschaft

Eigentlich sollte die Schwangerschaft eine wunderschöne Zeit und eine unvergessliche Erfahrung sein – mitunter wird sie aber zu einer großen psychischen Belastung. Unerwartete Traurigkeit stellt sich ein und unerklärliche Depressionen überschatten den Alltag. Eine Schwangerschaftsdepression ist keine Seltenheit und benötigt eine konsequente, individuell auf die Frau abgestimmte Behandlung. Dieser Ratgeber enthält wichtige Informationen, die Ihnen dabei helfen sollen, Symptome einer Depression rechtzeitig zu deuten und zu behandeln, damit Sie die Vorfreude auf Ihr Baby in vollen Zügen genießen können.

Was versteht man unter einer Schwangerschaftsdepression?

Stimmungsschwankungen sind während einer Schwangerschaft nichts Ungewöhnliches. Das hängt mit dem Hormonwechsel zusammen, der vielen Schwangeren zu schaffen macht. Eine Schwangerschaftsdepression ist jedoch mehr als das: Sie ist gewissermaßen ein Sammelsurium verschiedener Symptome, zu denen vor allem tiefe Traurigkeit, plötzliche Angst, anhaltende Schlaflosigkeit und spontane Reizbarkeit gehören. Die Ursachen für diese Beschwerden sind vielfältiger Natur und können nicht auf einen einzigen Faktor zurückgeführt werden.

Die Wochenbettdepression ist eine Form der Schwangerschaftsdepression

Nach der Geburt kann es in den ersten Wochen zu einem sogenannten Baby Blues kommen: Frauen sind in dieser Zeit besonders empfindlich, von Ängsten geplagt und fangen oft grundlos an zu weinen. Diese Phase vergeht in der Regel wieder von selbst. Wenn die Symptome aber noch lange Zeit nach der Geburt anhalten und nicht verschwinden, dann spricht man nicht mehr von einem Baby Blues, sondern von einer Wochenbettdepression. Dabei handelt es sich um eine Sonderform der Schwangerschaftsdepression, die wie diese behandelt werden muss, um ernst zu nehmende Folgeerkrankungen zu vermeiden.

Gut zu wissen: Der Baby Blues nach der Geburt ist an sich kein Grund zur Beunruhigung. 50 bis 80 Prozent aller jungen Mütter zeigen diese Anzeichen und niemand muss sich deshalb Sorgen machen. Nur bei lang anhaltenden depressiven Erscheinungen sollte der Frauenarzt, die Hebamme oder der Hausarzt ins Vertrauen gezogen werden.

Mögliche Ursachen der Schwangerschaftsdepression

Als häufige Ursache für die Schwangerschafts- und Wochenbettdepression gelten die weiblichen Hormone. Die Schwangerschaftshormone werden in unterschiedlicher Intensität ausgeschüttet und bewirken enorme Stimmungsausschläge nach oben und nach unten. Aus diesem Grund wirken Schwangere auf Außenstehende oft launisch – und das obwohl sie für die wilde Achterbahnfahrt der Hormone in ihrem Körper nicht das Geringste können! Dabei ist wichtig zu wissen, dass nicht alle Frauen gleichermaßen stark von den Hormonschwankungen betroffen sind und auch nach der Geburt nicht in jedem Fall mit Stimmungstiefs rechnen müssen.

Auch psychische Probleme und sozialer Stress spielen eine Rolle

Hormone sind nicht die einzigen Ursachen von Schwangerschaftsdepressionen. Auch die privaten Verhältnisse, in der eine werdende Mutter lebt, üben einen beträchtlichen Einfluss aus. So können zum Beispiel Stress im Beruf oder eine Krise mit dem Partner eine Depression befördern. Andere körperliche Beschwerden während der Schwangerschaft oder auch ein in zurückliegenden Jahren erlebter Missbrauch können sich hier negativ auswirken. Mitunter ist es auch schwierig, sich in die neue Rolle der werdenden Mutter einzufinden. Manche Schwangere fürchten den Kontrollverlust über ihren Körper während der Schwangerschaft ebenso wie die fehlende Selbstbestimmung über ihre Zeit nach der Entbindung. Deshalb ist es wichtig, alle diese Informationen miteinzubeziehen und dem behandelnden Arzt an die Hand zu geben.

Depressionen müssen ernst genommen werden

Um eine Depression wirksam zu behandeln, muss sie einerseits als solche erkannt und andererseits auch anerkannt werden – viele Betroffene tun sich allerdings gerade damit sehr schwer. Sie wollen der Erwartung ihres Umfelds entsprechen und eine glückstrahlende werdende Mutter sein. Dazu passt das Gefühl der Traurigkeit nicht, weshalb es häufig überspielt wird. Das ist aber gerade der völlig falsche Weg, und ein schlechtes Gewissen ist vollkommen unangebracht! Selbst wenn Sie nur den leisesten Verdacht haben, unter einer Schwangerschaftsdepression zu leiden, sollten Sie diese ernst nehmen und die Chance auf eine angemessene Behandlung wahrnehmen – für sich selbst und Ihr Baby!

Wie lange hält eine Schwangerschaftsdepression an?

Normalerweise sollten die Symptome einer Schwangerschaftsdepression nach ein bis zwei Wochen wieder abklingen. Ist dies bei Ihnen nicht der Fall, sollten Sie sich professionelle Hilfe suchen. Wird einer Depression nicht rechtzeitig eine wirksame Behandlung entgegengesetzt, können die Beschwerden die gesamte Schwangerschaft überdauern und sich im Anschluss zu einer Postpartalen Depression auswachsen, die Sie und Ihr Kind betrifft und ernste Folgen nach sich ziehen kann.

Wichtiger Hinweis: Nicht verwechselt werden sollte die Postpartale Depression mit der seltenen Postpartalen Psychose, die während der ersten vier Wochen nach der Geburt auftreten kann. Sie bringt Wahnvorstellungen und Halluzinationen mit sich und muss im Sinne von Mutter und Kind umgehend professionell behandelt werden – in der Regel sogar stationär.

Dauer und Einseitigkeit der Symptome sind entscheidend

Erschwert wird die Diagnose einer Schwangerschaftsdepression durch den Umstand, dass die entsprechenden Erscheinungen während einer Schwangerschaft grundsätzlich nicht ungewöhnlich sind. Erst die Dauer von mehreren Wochen und mehr noch die einseitige Neigung zu Angst und Sorge weisen auf eine Depression hin. Wenn Phasen der Hochstimmung seltener werden und schließlich ganz fehlen und die Traurigkeit dominiert, liegt der Verdacht auf eine entsprechende Erkrankung nahe. Wenden Sie sich dann unbedingt an Ihre Hebamme oder einen Facharzt!

Wie können Sie einer Schwangerschaftsdepression begegnen?

Bitte denken Sie immer daran, dass Sie einer Schwangerschaftsdepression nicht hilflos ausgeliefert sind. Unterstützung durch Ihren Partner, Ihre Familie, Ihren Arzt und Ihre Hebamme sind wichtig, aber auch Sie selbst können das eine oder andere tun, um sich besser zu fühlen. Stellen Sie Ihren Lebensstil auf den Prüfstand und nehmen Sie notwendige Veränderungen vor, um gut durch Ihre Schwangerschaft zu kommen. Dazu gehören mehrere Details, die Sie möglichst genau im Auge behalten sollten. Einige davon stellen wir Ihnen im Folgenden ein wenig genauer vor.

Eine ausgewogene Ernährung ist wichtig für Mutter und Baby

Mitunter sind Depressionen während der Schwangerschaft auch auf eine unvorteilhafte Ernährung zurückzuführen. Es spielt eine entscheidende Rolle, was Sie während dieser besonderen Zeit an Essen zu sich nehmen. Zum einen brauchen Sie Kraft für zwei, denn Ihr ungeborenes Kind zehrt von den Nährstoffen der Mutter. Zum anderen stellt eine Schwangerschaft immense Anforderungen an Ihren Körper und an Ihr Nervensystem, sodass eine vitamin- und nährstoffreiche Ernährung von großer Bedeutung ist und möglicherweise auch in positiver Weise auf Ihre Depression einwirken kann.

Guter Rat: Mit einer ausgewogenen Ernährung sollten Sie nicht erst in der Schwangerschaft anfangen. Ob Kinderwunsch oder nicht, ist es sinnvoll, sich bewusst, abwechslungsreich und gesund zu ernähren. Setzen Sie dabei auf viele Vitamine, frisches Obst und Gemüse, hochwertige Fette und komplexe Kohlenhydrate, um Ihrem Körper langfristig etwas Gutes zu tun! Defizite können Sie ebenfalls mit Nahrungsergänzungsmitteln ausgleichen.

Dem Heißhunger nicht zu oft nachgeben

Die spontane Lust auf ausgefallene Lebensmittel gehören zu den berühmtesten und meistzitierten Schwangerschaftsklischees. Tatsächlich ist schwangeren Frauen mitunter wirklich ganz gezielt nach einem bestimmten herzhaften Snack oder einer süßen Leckerei. Diesen Heißhungerattacken dürfen Sie ruhig hin und wieder nachgeben – aber nicht allzu oft und nicht zu lange, wenn sie auf eher ungesunde Nahrungsmittel zielen. Behalten Sie als Richtschnur im Hinterkopf, dass die Gesetzmäßigkeiten des menschlichen Körpers auch bei Schwangeren nicht aufgehoben sind. Wer sich zu einseitig und ungesund ernährt, kann dadurch möglicherweise auch eine Schwangerschaftsdepression begünstigen.

Werdende Mütter brauchen Bewegung an der frischen Luft und Sonnenlicht

Unwohlsein, Müdigkeit und Gewichtszunahme können zu einem gewissen Trägheitsgefühl bei Schwangeren führen. Nach Bewegung sehnen sich in diesem Zustand die wenigsten Betroffenen. Trotzdem ist gerade diese schwangeren Frauen zu empfehlen! Natürlich müssen Sie nicht jeden Tag joggen gehen, aber ein gemütlicher Spaziergang an der frischen Luft und bei viel Sonnenlicht tut Ihrer Gesundheit gut. Auch Yoga ist für seine angstreduzierende Wirkung bekannt. Immer häufiger werden auch professionelle Kurse im Yoga- oder Fitnessstudio für Schwangere angeboten, die auf einen gesundheitsfördernden, entspannenden Effekt zielen. Sie sehen: Regelmäßige, kontrollierte Bewegung kann eine große Hilfe sein!

Tipp: Erkundigen Sie sich bei Ihrer Krankenkasse, ob sie spezielle Bewegungs- oder Sportkurse für Schwangere unterstützt! So sparen Sie sich einen Teil der Kursgebühren und kommen außerdem gleich mit anderen werdenden Müttern in Kontakt.

Prüfen Sie, ob Sie ausreichend Ruhe und Schlaf bekommen

Auch Schlafmangel kann Depressionen begünstigen. Selbst wenn Sie genauso viel schlafen wie vor der Schwangerschaft, kann diese Dauer während der besonderen Zeit zu wenig sein. Manche Schwangere neigen außerdem dazu, sich während der Schwangerschaft zu viel zuzumuten. Vieles soll noch erledigt sein, bis das Kind zur Welt kommt. Lassen Sie sich von Ihrer Familie ruhig einmal mehr helfen und schrumpfen Sie Ihre Vorhaben auf ein erträgliches Maß!

Unterstützung ist während der Schwangerschaft entscheidend

Ob verheiratet, alleinstehend oder in einer festen Partnerschaft: Holen Sie sich während der Schwangerschaft unbedingt alle Unterstützung, die Sie bekommen können. Das betrifft sowohl Ihren Partner, falls Sie liiert sind, als auch Ihre Familie, Freunde und eine Hebamme, der Sie vertrauen können. Lassen Sie sich helfen und entlasten, ganz unmittelbar durch tatkräftige Unterstützung sowie durch moralischen Beistand. Fressen Sie nichts in sich hinein, sondern teilen Sie sich mit und sprechen Sie sich aus. Im Zweifel sollten Sie auch auf ärztlichen Beistand nicht verzichten, wenn Sie das Bedürfnis haben, Ihre Gefühle und Gedanken mit einem unabhängigen, objektiven Beobachter besprechen zu wollen.

Professionelle Hilfe ist eine Selbstverständlichkeit

Viele Frauen scheuen davor zurück, sich ihre Schwierigkeiten einzugestehen oder gar professionelle Hilfe zu suchen. Das ist aber völlig falsch und wirkt gegebenenfalls kontraproduktiv! Familienberatungsstellen, Psychologen, Hebammen und medizinisches Fachpersonal sind für solche Situationen ausgebildet und wissen meist am besten, was zu tun ist. Scheuen Sie deshalb auf gar keinen Fall davor zurück, Ihre Probleme an der geeigneten Stelle anzusprechen. Sie tun sich selbst, Ihrem ungeborenen Baby und auch Ihrem Umfeld damit nur etwas Gutes und beweisen sich als verantwortungsvolle Mutter.

Medikamente nur nach Rücksprache mit dem Arzt einnehmen

Die Behandlung einer Schwangerschaftsdepression mit Medikamenten ist zwar grundsätzlich möglich, sollte aber mit sehr viel Vorsicht angegangen werden. Medikamente wie Antidepressiva, die Sie einnehmen, können über die Plazenta auch in den Kreislauf Ihres Kindes geraten. Das kann unter Umständen zu unerwünschten Nebenwirkungen führen, die Sie vor der Einnahme auf jeden Fall mit Ihrem behandelnden Facharzt besprechen sollten. Wägen Sie in enger Absprache mit Ihrem Therapeuten ab, ob die Einnahme von Medikamenten sinnvoll und angebracht ist und sich das Risiko für Ihr Kind vertreten lässt. Gemeinsam werden Sie eine geeignete Lösung finden, damit Sie sich schnell wieder wohlfühlen und die Zeit bis zur Geburt genießen können!

Fazit

Schwangerschaftsdepressionen sind keine Seltenheit und nichts, wofür sich eine werdende Mutter schämen müsste. Wichtig ist, die Symptome rechtzeitig zu erkennen und zu deuten. Dann kann mit der Unterstützung von Partner und Arzt eine wirksame Therapie gelingen – und der Vorfreude auf die bevorstehende Geburt und die ersten Wochen mit dem Baby steht nichts mehr entgegen. Ganz wichtig: Seien Sie ehrlich zu sich selbst und Ihrer Familie und spielen Sie Ihre Depressionen nicht herunter. Nehmen Sie, wenn nötig, unbedingt professionelle Hilfe in Anspruch und holen Sie sich auf diese Weise die Vorfreude auf Ihr Kind zurück!


Bildquelle: Unsplash

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