Diabetische Polyneuropathie: Ursachen, Diagnostik und Behandlung
Wenn die Nerven durch Diabetes mellitus leiden
Diabetische Polyneuropathie (von griech. neuron „Nerv“ und pathos „Leiden, Schmerz“) bezeichnet eine Schädigung der Nerven, die als Folge der verbreiteten Zuckerkrankheit Diabetes mellitus auftritt. Streng genommen handelt es sich bei Polyneuropathie jedoch nicht um eine einzige Krankheit, sondern um eine ganze Gruppe (von griech. poly „viele“) von Erkrankungen, die verschiedene Nervenregionen betreffen können. Diabetische Polyneuropathie ist nicht heilbar, kann nach einer entsprechenden Diagnostik aber durch eine passende Therapie eingegrenzt werden, um den Patienten den Alltag zu erleichtern.
- Wenn die Nerven durch Diabetes mellitus leiden
- Was ist eine diabetische Polyneuropathie?
- Diagnose und Therapie: Umgang mit einer diabetischen Polyneuropathie
- Fazit
Was ist eine diabetische Polyneuropathie?
Diabetes mellitus ist aufgrund der weiten Verbreitung im gesellschaftlichen Bewusstsein gut verankert und bekannt: Mit der sogenannten Zuckerkrankheit geht in der Regel ein gefährlich erhöhter Blutzuckerspiegel einher; das ist meist auch Menschen bekannt, die selbst gar nicht von dieser Erkrankung betroffen sind. Weniger bekannt ist hingegen die Tatsache, dass die langfristig erhöhten Blutzuckerwerte auch die Nerven angreifen und dauerhaft schädigen können. Ist das der Fall, wird in der Neurologie von einer diabetischen Polyneuropathie gesprochen. Die diabetische Polyneuropathie gilt als eine der häufigsten Folgeerkrankungen von Diabetes mellitus: Etwa 50 Prozent aller Diabetiker leiden darunter, wobei Patienten mit Diabetes mellitus Typ 2 häufiger betroffen sind als Patienten mit Diabetes mellitus Typ 1.1
Was ist eine periphere und was eine vegetative Polyneuropathie
Bei einer Polyneuropathie kommt es zu irreversiblen Schäden am peripheren oder vegetativen Nervensystem. Sind die peripheren Nerven betroffen, spricht man auch von einer sensomotorischen Neuropathie. Das ist der Fall, wenn Nerven abseits von Rückenmark und Gehirn beeinträchtigt sind. Ein gestörtes Temperatur-, Tast- oder Schmerzempfinden verweist auf eine periphere Polyneuropathie, ebenso chronische Schmerzen und Lähmungserscheinungen. In der Regel beginnt eine periphere bzw. sensomotorische Neuropathie an den Füßen. Der sogenannte diabetische Fuß ist eine Folge der sensomotorischen Neuropathie.
Die vegetative Polyneuropathie wird auch autonome Neuropathie genannt. Anders als bei der sensomotorischen Neuropathie, die vor allem Bewegungsabläufe und Empfindungen stört, die wir bewusst wahrnehmen und steuern können, sind bei der autonomen Neuropathie vor allem Nerven betroffen, die zahlreiche unbewusste Körperfunktionen steuern, darunter auch viele Organe. Werden zum Beispiel Nerven am Herzen beschädigt, kann es unter Umständen dazu kommen, dass ein Herzinfarkt nicht mehr wahrgenommen wird. Man spricht dann von einem stummen Infarkt – ein nicht unübliches Phänomen bei Diabetes.
Ursachen: Wie kommt es zu einer diabetischen Polyneuropathie?
Die genauen Ursachen einer diabetischen Polyneuropathie sind noch nicht vollständig erforscht und erfasst. Der Erkrankung liegen komplexe Mechanismen zugrunde, die in engem Zusammenhang mit den erhöhten Blutzuckerwerten stehen. Unter anderem schädigt der Zucker die Blutgefäße und damit die wichtige Sauerstoffversorgung der Nerven. Es gilt die Formel: Je mehr Zucker im Blut, desto höher das Risiko einer diabetischen Polyneuropathie. Aber auch die Dauer einer Diabetes Erkrankung gehört zu den unmittelbaren Risikofaktoren. Dabei spielt es keine Rolle, ob es sich um eine Diabetes mellitus vom Typ 1 oder Typ 2 handelt.
Zu den Risikofaktoren für das Auftreten der Polyneuropathie zählt auch das Alter der Patienten – gerade ältere Menschen haben häufig mit einer Schädigung der Hirnzellen zu kämpfen. Bestehende Gefäß- oder Stoffwechselerkrankungen können einer diabetischen Polyneuropathie ebenfalls Vorschub leisten, auch durch Diabetes bedingte Komplikationen an Augen oder Niere verschärfen das Risiko. Neben diesen kaum zu beeinflussenden Risikofaktoren hängt auch viel von der persönlichen Lebensführung ab. Ungünstige Angewohnheiten, vor allem der Konsum von Alkohol und Nikotin, haben auch in diesem Fall einen negativen Einfluss; ebenso kann Übergewicht zu einer signifikant höheren Anfälligkeit für derartige Erkrankungen führen. Seltener kommen als Auslöser hormonelle, infektiöse oder verletzungsbedingte Schädigungen in Betracht. Neuropathien können sich zudem auch durch einen Mangel an Vitamin B1 und B12 herausbilden oder verstärken oder durch Erkrankungen innerer Organe ausgelöst werden.
Wie werden die Nerven geschädigt?
Bei einer diabetischen Polyneuropathie lagern sich durch den Zucker schädliche Substanzen in den Nerven bzw. in den für die Versorgung der Nerven zuständigen Blutgefäße ab. Diese Substanzen werden Advanced Glycation End Products oder kurz AGE genannt. Dabei handelt es sich um mehr oder weniger verzuckerte Proteine, die eine Entzündung in der Nervenzelle auslösen, ihre Kommunikation mit dem Körper stören und in der Folge diverse Beschwerden verursachen. Außerdem kann die Durchblutung gestört werden, was zu Einschränkungen der Körperfunktionalität führen kann. Vereinfacht gesagt verursacht die diabetische Polyneuropathie also ein großes Durcheinander im Körper und die Organe arbeiten nicht mehr so, wie sie sollten.
Symptome und Beschwerden bei einer diabetischen Polyneuropathie
Sind Patienten von einer solchen Polyneuropathie betroffen, können verschiedene Beschwerden darauf hinweisen. Die Entstehung erfolgt allerdings meist schleichend und die Symptome treten nicht plötzlich gebündelt auf, weshalb der Diagnostik derartiger Erkrankungen oft mehrere Untersuchungen vorangehen. In der Regel beginnt eine diabetische Polyneuropathie an den Füßen, genauer gesagt an den Zehen, und breitet sich dann im weiteren Verlauf symmetrisch aus. In den meisten Fällen treten die Beschwerden nachts auf
Charakteristisch für eine diabetische Polyneuropathie sind auch Taubheitsgefühle in den Gliedern. Diese Taubheitsgefühle können zu Schwierigkeiten beim Gebrauch der Hände, Beine und Füße führen; das Greifen und Gehen fällt Betroffenen gelegentlich schwer. Es kann auch zu Problemen mit dem Gleichgewicht kommen. Diese Schwierigkeiten wirken sich bei Dunkelheit besonders stark aus – deshalb kommt es auch oft zu Stürzen beim nächtlichen Toilettengang.
Ein zuvor nicht gekanntes Brennen, Kribbeln und Stechen kann ebenfalls auf eine diabetische Polyneuropathie verweisen. Diese Empfindungen können sich mit der Zeit zu unangenehm bohrenden Schmerzen steigern. So kann eine diabetische Neuropathie z.B. Auslöser für das Burning Feet Syndrom sein, bei welchem die Betroffenen ein schmerzhaftes Brennen in den Füßen spüren. Auch das Restless Legs Syndrom wird mit einer Polyneuropathie in Verbindung gebracht. Hierbei beschränken sich Missempfinden und Schmerzen nicht nur auf die Füße, sondern verlaufen über die gesamten Beine. Durch Bewegung können die Symptome kurzfristig gelindert werden, was dem Syndrom seinen Namen verleiht. Unter Umständen können sogar innere Organe, wie Magen und Darm und Harnblase geschädigt werden.
Außerdem kann es zu einem verminderten Temperatur- und Schmerzempfinden kommen, was eine verspätete Kenntnisnahme (und damit Behandlung) von Verbrennungen oder Verletzungen zur Folge hat. Vor allem aber droht durch diese Einschränkung ein gefährliches Phänomen, das bei vielen Diabeteserkrankungen auftritt und schwerwiegende Folgen haben kann: der diabetische Fuß.
Diabetische Polyneuropathie erkennen
Bin ich vielleicht betroffen? Es ist wichtig, dass Sie sich als Diabetiker diese Frage stellen, denn die Gefahr, die von dieser Erkrankung ausgeht, sollte keineswegs unterschätzt werden. Schärfen Sie Ihre Wahrnehmung – insbesondere für Veränderungen an Ihren Füßen, aber auch an den Händen – und achten Sie auf folgende Missempfindungen, die für den symptomatischen Verlauf typisch sind:
- Taubheitsgefühl
- Krämpfe
- Schwächegefühl
- Kribbeln, Brennen oder Schmerzen
- Gangunsicherheit mit Neigung zum Stolpern oder Fallen
- Schmerzlose Wunden an Füßen und Fußsohlen
Wenn sich Ihre Füße in ruhigen Minuten sprichwörtlich so anfühlen, als würden Ameisen darüber laufen, ist die Lage recht eindeutig. Es gibt daneben aber noch den sog. asymptomatischen Verlauf, der auch als „stummer Verlauf“ bezeichnet wird, weil die Symptome sehr subtil sind. Allerdings gibt es auch hier oft Warnzeichen, für die man sich gut sensibilisieren kann:
- verminderte Fähigkeit, Wärme oder Kälte zu spüren
- reduziertes Empfindungsvermögen für Schmerzen oder sogar Berührungen
- verminderte Muskeleigenreflexe
Auch wenn Sie sich nicht sicher sind, ist es immer besser, aktiv zu werden und einen Arzt von Ihren (vermeintlichen) Beobachtungen in Kenntnis zu setzen. Er kann ein neurologisches Screening anberaumen, damit Sie Gewissheit erlangen. Der Arztbesuch ist dringend auch Personen anzuraten, die oben genannte Störungen feststellen, ohne dass eine Diabetes-Diagnose vorliegt. In Deutschland gibt es lt. der Fachpublikation „Deutscher Gesundheitsbericht Diabetes 2021“ eine Dunkelziffer von ca. 2 Millionen nicht dokumentierten Diabetes-Typ-2-Erkrankungen, denen ca. 8 Millionen dokumentierte Fälle gegenüberstehen2. Ihr Arzt wird über einen Blut- und Urintest feststellen, ob Sie auch zum Patientenkreis zählen.
Häufiger Begleiter bei Diabetes: der diabetische Fuß
Komplikationen mit den Füßen sind bei Diabetes mellitus keine Seltenheit und werden unter dem Oberbegriff diabetischer Fuß zusammengefasst. Der diabetische Fuß bezeichnet chronische Wunden im Bereich des Fußes, die nur langsam oder gar nicht verheilen. Begünstigt wird die Entstehung dieser Wunden durch das oft stark verminderte Schmerzempfinden der Betroffenen: Die Ausbreitung und Intensität der Wunden erreicht so eine verheerende Intensität, ohne dass dies zunächst bemerkt wird. Nicht nur Wunden, sondern auch gravierende Fußfehlstellungen (Hammerzeh, Hallux valgus, Spreizfuß etc.) oder eine ausgeprägte Muskelschwäche bis hin zur Charcot-Erkrankung können durch das fehlende Empfindungsvermögen entstehen.
Wichtig zu wissen ist, dass der diabetische Fuß ein ernstzunehmendes Phänomen ist, das bei ungenügender Behandlung im schlimmsten Fall eine Amputation erforderlich machen kann. Um diese zu vermeiden, ist eine rechtzeitige Therapie zwingend notwendig. Damit eine solche Therapie frühzeitig eingeleitet werden kann, sind Diabetiker dazu angehalten, ihre Füße jeden Tag genau zu beobachten und typgerecht zu pflegen.
Auch innere Organe können betroffen sein
Bei der vegetativen bzw. autonomen diabetischen Polyneuropathie können auch innere Organe betroffen sein. Dies sind meist folgende:
- Blase: Kontrollverlust über den Harndrang, Potenzstörungen
- Magen: Magenlähmung, Übelkeit, Völlegefühl
- Speiseröhre: Schluckstörungen
- Herz: stummer Herzinfarkt, Herzrhythmusstörungen
- Darm: Verstopfung, Durchfall
- Innenohr: Schwindel
- Haut: trockene Haut, kaum Schweißbildung
- Augen: Lichtempfindlichkeit
Die Störungen der aufgeführten Organe und ihrer Funktion können in unterschiedlicher Intensität auftreten. In manchen Fällen machen sich die Beeinträchtigungen kaum bemerkbar, in anderen kann es zu einer gravierenden Einschränkung des Alltags kommen.
Diagnose und Therapie: Umgang mit einer diabetischen Polyneuropathie
Ist eine diabetische Polyneuropathie erst einmal entstanden, dann lässt sie sich nicht mehr umkehren; das Leiden ist nicht heilbar. Das Ziel jeder Behandlung ist deshalb lediglich ein Eindämmen der Symptome. Wenn es gelingt, die Beschwerden auf ein Minimum zu reduzieren, ist in den meisten Fällen ein angenehmes Leben mit einer Neuropathie möglich.
Die korrekte Diagnostik ist wichtig: Regelmäßige Untersuchung bei Diabetes mellitus
Die Diagnose einer diabetischen Polyneuropathie fällt nicht immer leicht, da die Symptome wie oben beschrieben häufig nur schwach und schleichend auftreten. Bei vielen Patienten bleibt die Erkrankung deswegen zu lange unentdeckt – und schwere Folgeschäden müssen in Kauf genommen werden. Aus diesem Grund haben Experten aus der Neurologie und Diabetologie die Initiative „Diabetes! Hören Sie auf Ihre Füße?“ ins Leben gerufen, die sich die Aufklärung von Fach- und Laienpublikum gleichermaßen zum Ziel gesetzt hat. In kurzen Videos wird viel Wissenswertes rund um die diabetische Polyneuropathie vermittelt, um durch eine geschärfte Aufmerksamkeit eine rechtzeitige Behandlung zu fördern. Anerkannte Diabetes Patienten sollten deshalb – auch ohne dass sich typische Symptome wie Kribbeln und Taubheit einstellen – mindestens einmal im Jahr zu einer gründlichen Untersuchung ihren Arzt aufsuchen. Unter Umständen kann auch eine solche Untersuchung auch in kürzeren Abständen sinnvoll sein – das gilt vor allem, wenn der Diabetes mellitus erst spät entdeckt wird und die erhöhten Zuckerwerte über viele Jahre lang unbemerkt die Nerven geschädigt haben. Eine solche späte Diagnose ist vor allem bei Diabetes mellitus vom Typ 2 häufig der Fall.
Zur Diagnostik gehören vor allem:
- Überprüfungen der allgemeinen Empfindlichkeit gegenüber Berührungen, Temperaturveränderungen und Schmerzen
- ein Test der Reflexe von Achilles- und Kniesehne
- Messung der Nervenleitgeschwindigkeit (ENG)
- Messung der Muskelaktivität (EMG)
- Messung der Herzfrequenzvariabilität zur Feststellung von Nervenschäden in Herznähe (EKG)
Unter Umständen wird auch ein Blutbild erstellt. Außerdem darf ein ausführliches Gespräch nicht fehlen, in dem der Arzt die bisherige Krankheitsgeschichte eruiert und abfragt, welche Medikamente eingenommen werden.
Mögliche Therapie nach erfolgter Diagnose
Wie bereits erwähnt, hat die Behandlung einer diabetischen Polyneuropathie nicht die Heilung zum Ziel, die nach derzeitigem Stand der medizinischen Forschung nicht erreichbar ist. Es geht vielmehr darum, die Symptome zu lindern, einem schweren Verlauf vorzubeugen und damit für die Betroffenen so viel Lebensqualität wie möglich zu erhalten. Wichtigster Faktor für eine erfolgreiche Therapie ist die Zeit: Je schneller Sie handeln, desto höher sind die Erfolgschancen, Ihre Symptome einzudämmen.
Wichtiger Hinweis: Schieben Sie eine notwendige Untersuchung nicht vor sich her und experimentieren Sie nicht mit vagen Maßnahmen, um Ihre Beschwerden selbst in den Griff zu bekommen, sondern holen Sie sich am besten so früh wie möglich fachmännischen Rat von einem erfahrenen Arzt.
Handelt es sich bei den betroffenen Patienten um Raucher, sollten diese nach Möglichkeit fortan auf Nikotin verzichten. Nikotin greift zwar nicht unmittelbar die Nerven an, schädigt aber die Blutgefäße, wodurch eine indirekte Beeinträchtigung der Nervenbahnen gegeben ist. Geradezu Gift für die Nerven ist außerdem Alkohol, durch den die Nerven auf direktem Weg geschädigt werden. Deshalb gilt bei Polyneuropathie, dass auf das Rauchen vollständig verzichtet und der Konsum von Alkohol so weit wie möglich eingeschränkt werden sollte. Das ist nicht immer leicht, für die Vermeidung eines schlimmeren Krankheitsverlaufs aber unumgänglich. Auch die richtige Einstellung der Blutzucker- Cholesterin- und Blutdruckwerte ist wichtig und sollte regelmäßig kontrolliert werden, um die Schädigung der Gefäße zu vermeiden bzw. nicht weiter zu begünstigen. Zudem sollte alles zur Vermeidung von Übergewicht getan werden.
Medikamente können die Schmerzen lindern
Da eine diabetische Polyneuropathie mit starken Schmerzen verbunden sein kann, wird bei der Therapie auch auf schmerzlindernde Mittel gesetzt. Darunter fallen vor allem Opioide, die als stärkste verfügbare Schmerzmittel gelten. In der Umgangssprache werden Opioide auch als Opiate bezeichnet. Des Weiteren haben sich Antikonvulsiva bewährt, die bei Polyneuropathie verabreicht werden können. Auf keinen Fall sollten Sie eigenmächtig zu rezeptfreien Schmerzmitteln greifen, sondern die Therapie genau mit Ihrem Arzt absprechen.
Grundsätzlich ist der Einsatz von Medikamenten bei einer diabetischen Neuropathie sehr sinnvoll und die Auswahl der möglichen Mittel sehr groß. Es braucht jedoch mitunter einige Zeit, bis das richtige Medikament für den individuellen Fall gefunden ist. Rezeptfreie Medikamente können nicht in jedem Fall die rezeptpflichtigen Mittel in vollem Umfang ersetzen. Es gibt aber einige Neuropathie auslösende Faktoren, die sich gut mit rezeptfreien Medikamenten aus unserer Online-Apotheke behandeln lassen.
Dazu gehört der bei Diabetikern recht weit verbreitete Mangel an Vitamin B1. Bei Diabetikern liegt die Konzentration von Vitamin B1 im Blutplasma rund 75 Prozent unter dem Durchschnitt.4 Viele Nervenschäden werden von einem Mangel an Vitamin B1 ausgelöst oder verstärkt. Zwar wird Vitamin B1 grundsätzlich über die tägliche Nahrung aufgenommen, allerdings ist die dabei gewonnene Menge in vielen Fällen nicht ausreichend. Rezeptfreie Medikamente auf Basis des Wirkstoffs Benfotiamin können diesem Mangel abhelfen. Benfotiamin ist eine Vitamin-B1-Vorstufe, die vom Körper rund um das Fünffache besser aufgenommen und verarbeitet werden kann als das herkömmliche Vitamin B1 (Thiamin).5
Eine weitere Methode zur rezeptfreien Behandlung von diabetischer Neuropathie sind Medikamente auf der Basis von Alpha-Liponsäure. Zumindest kurzfristig lassen sich damit die Schmerzen, die im Kontext der Missempfindungen auftreten, lindern. Alpha-Liponinsäure ist vor allem dann nützlich, wenn die Schmerzen auch bei optimaler Einstellung des Blutzuckers noch weiter auftreten und andere Mittel wie Antidepressiva nicht das gewünschte Ergebnis bringen. Es ist nach derzeitigem Stand der Forschung allerdings noch nicht geklärt, ob Alpha-Liponinsäure auch bei einer langfristigen Behandlung ihre Wirkung behält. Rezeptfreie Medikamente aus unserer Online-Apotheke können aber ohnehin keinen Arztbesuch ersetzen, sondern sind vielmehr als ergänzende Maßnahme zu betrachten. In unserem Online-Shop finden Sie sowohl Produkte gegen einen Vitamin B1 Mangel als auch andere Medikamente zur unterstützenden Anwendung bei diabetischer Neuropathie.
Wichtig zu wissen: Opioide und Antikonvulsiva sind aus gutem Grund verschreibungspflichtig und sollten nur in enger Absprache mit einem erfahrenen Arzt eingesetzt werden. Rezeptfreie Mittel zur unterstützenden Behandlung einer diabetischen Polyneuropathie sind zum Beispiel Präparate wie Keltican und Milgamma Protekt erhältlich und auch im Sortiment unserer Online-Apotheke zu finden . Auch bei rezeptfreien Schmerzmitteln sollten Sie vor der Einnahme aber nach Möglichkeit Rücksprache mit Ihrem Arzt halten – zumindest, wenn es um eine langfristige Behandlung geht.
Prophylaxe als Teil der Therapie: Füße schützen und gesund halten
Neuropathie-Patienten droht ungünstigen Falls aufgrund der eingeschränkten Wahrnehmungsfähigkeit insbesondere in den Füßen das schwere Schicksal einer Amputation. Daher ist es angezeigt, schwerwiegende Wunden und irreparable Gewebeschäden zu vermieden. Dies gelingt am ehesten, wenn man eine penible Fußpflegeroutine als wichtigen Teil der Therapie versteht. Beeinflussen Sie den Krankheitsverlauf positiv, indem Sie Ihren Füßen die gebührende Aufmerksamkeit zukommen lassen. Hier sind unsere Top 10 Tipps für die richtige Fußpflege:
- Sichtkontrolle durchführen: Füße regelmäßig (täglich!) genau betrachten
- Tastkontrolle vornehmen: Füße regelmäßig abtasten und auf Risse achten
- gründliche Reinigung des Fußes, inklusive Zwischenzehenbereich, Sohle und Rücken
- Nägel kürzen, um ein Einwachsen zu verhindern
- Hornhaut abtragen, damit kein Druck durch Schwielen entsteht
- eine geeignete Pflegecreme auftragen
- geeignete Schutzschuhe und Einlagen tragen
- zu enge Schuhe und synthetische Fußbekleidung vermeiden
- atmungsaktive Socken aus Baumwolle tragen
- bei Bedarf eine professionelle medizinische Fußpflege in Anspruch nehmen
Spezielle Therapieformen zielen auf Linderung der Symptome
Die diabetische Polyneuropathie wird normalerweise mit verschiedenen Therapieformen behandelt. Häufig zum Einsatz kommen beispielsweise elektrotherapeutische Verfahren wie die elektrische Nervenstimulation (TENS), für die Elektroden auf der Haut angebracht werden, um mit leichten Stromimpulsen die Schmerzempfindung der Nerven zu beeinflussen. Mit dem Hochtonverfahren soll der Zellstoffwechsel beeinflusst und damit ebenfalls die Schmerzen gelindert werden. Beide Verfahren finden in der Praxis zwar bereits häufig Anwendung, sind aber noch nicht durch Studien in wissenschaftlich ausreichendem Maß belegt.3
Physikalische Therapie und weitere Therapiemaßnahmen
Weitere Möglichkeiten der Therapie sind Akupunktur, Kneipp-Kuren, Fußreflexzonenmassagen und Behandlungen mit Kälte und Wärme. Mithilfe einer Akupunktur lassen sich Nerven schützen, das wurde bereits durch die Behandlung von Krebspatienten nach einer Chemotherapie belegt. Eine Polyneuropathie tritt häufig als Nebenwirkung bestimmter Krebsmedikamente auf, bei etwa zwei Dritteln der betroffenen Patienten lässt sich diese mögliche Schädigung der Nerven durch eine Akupunktur eindämmen. Wie diese Belebung der Nerven mittels einer Akupunktur ausgelöst wird, ist noch unbekannt. Allerdings sorgt die Akupunktur für eine bessere Durchblutung der behandelten Körperbereiche. Die Akupunktur kann jedoch nur dann ihre Wirkung entfalten, wenn die Nerven noch ausreichend sensibel sind, den Kontakt mit den Nadeln zu spüren. Auch eine Fußreflexzonenmassage mit scharfen Salben hat sich bei Empfindungsstörungen in den Füßen bewährt.
Eine Kneipp-Kur kann mit warmen Fußbädern das Gewebe erwärmen. Bei Bedarf kann das warme Wasser durch allmähliche Zugabe von heißerem Wasser eine Temperatursteigerung erfahren. Auch Zusätze von Nelken- oder Zimtöl haben sich bewährt. Eine Wärme-Kälte-Behandlung lässt sich auch zu Hause leicht umsetzen, allerdings sollten Sie bedenken, dass das Temperaturempfinden bei einer Polyneuropathie oft gestört sein kann: Prüfen Sie die Wassertemperatur daher regelmäßig mit einem Thermometer, um Verbrennungen zu vermeiden. Darüber hinaus empfiehlt es sich mit viel Bewegung, zum Beispiel Aquagymnastik und gezielter Physiotherapie gegen die Symptome der Polyneuropathie anzugehen.
Weitere bewährte Maßnahmen zur Behandlung der Symptome
Neben den genannten, gibt es weitere Maßnahmen, die zur Linderung der Beschwerden und Behandlung der Symptome zum Einsatz kommen können.
- bei Wadenkrämpfen: Einnahme von Magnesium
- bei Verstopfung: viel trinken, ballaststoffreich ernähren
- bei Völlegefühl: wenige kleine Portionen über den Tag verteilt essen
- bei Kreislaufproblemen: langsam aufstehen, gegebenenfalls Stützstrümpfe tragen
- bei Blasenschwäche: regelmäßig zur Toilette gehen, auch ohne Harndrang
- bei Potenzstörungen: eventuell Vakuumpumpe einsetzen und Arzt um Rat fragen
- bei Hammerzeh oder Hallux valgus: Termin beim Orthopäden vereinbaren, gegebenenfalls sinnvolle orthopädische Hilfsmittel nutzen
Generell gilt aber: Das eine Medikament bzw. die eine Behandlungsmethode gibt es nicht. Entscheidend für den Charakter der Therapie ist das ausführliche und wiederholte Gespräch mit dem Arzt, der individuell für Sie und Ihre persönlichen Belange die richtige Vorgehensweise festlegen wird. Deshalb kommt auch der Vorbeugung eine besondere Bedeutung zu.
Unterstützende Selbstbehandlung bei Polyneuropathie
Neben Maßnahmen zur Linderung der Symptome und Beschwerden einer diabetischen Polyneuropathie ist es auch wichtig, die Psyche zu pflegen. Dauerhafte Schmerzen machen mürbe, unser Wohlbefinden wird erheblich geschädigt. Es ist daher wichtig, neben der vom Arzt eingeleiteten Therapie, Methoden und Praktiken zur unterstützenden Selbstbehandlung zu finden. Dazu können gehören:
Wichtig: Bei aller Konzentration auf physische Leiden sollte die Psyche aber nicht außer Acht gelassen werden: Langfristige Schmerzen setzen uns zu und belasten so auch unsere Psyche. Es ist daher ratsam, neben der medikamentösen Therapie auch eine Psychotherapie in Anspruch zu nehmen. Auch ein Schmerzbewältigungstraining kann infrage kommen, um einen möglichst kontrollierten Umgang mit den Schmerzen zu erreichen.
- Yogaübungen: Nervenschäden können durch gezielte Körperbeherrschung ausgeglichen werden. Darüber hinaus hilft Yoga zu Ruhe und Entspannung zu finden.
- Positives Denken: Während negatives Denken uns einschränkt und zu sehr auf vorherrschende Probleme fokussiert, helfen positive Gedanken, uns zu stützen und fördern die Widerstandskraft des Körpers.
- Hobbys: Bewegung an der frischen Luft, Kontakt zu Freunden und Gleichgesinnten: Oft genügt schon die intensive Pflege wohltuender sozialer Kontakte oder ein gern ausgeübtes Hobby, um die Nerven zu entspannen und Schmerzen besser auszuhalten. Ein gut strukturierter, erfüllter Alltag gilt ebenfalls als wertvolle Hilfe, um mit einer langfristigen Erkrankung wie der diabetischen Neuropathie umzugehen.
Wie lässt sich einer Polyneuropathie vorbeugen?
Da die diabetische Polyneuropathie nicht heilbar ist, kommt der Vorsorge eine besondere Bedeutung zu. Dabei spielt, wie bereits weiter oben erwähnt, die persönliche Lebensweise eine wichtige Rolle: Anstatt mit dem Rauchen erst aufzuhören, wenn bereits eine diabetische Polyneuropathie oder eine andere Krankheit diagnostiziert wurde, ist ein weitgehender Verzicht auf Nikotin und Alkohol schon im Vorfeld sinnvoll. Auch bei Übergewicht ist der Gesundheit zuliebe unbedingt geboten, ein paar Kilo abzunehmen. Je gesünder Ihr Lebensstil und je besser die Gesamtverfassung Ihres Körpers, desto geringer ist normalerweise das Risiko für die Entstehung typischer Volkskrankheiten und desto höher fällt auch Ihr Beitrag zur Vorbeugung einer Polyneuropathie aus. Mit einer gesunden Ernährung beugen Sie zudem Fettstoffwechselstörungen vor und leisten somit einen wertvollen Beitrag für Ihre Gefäßgesundheit. Insbesondere dann, wenn bei Ihnen schon die Diagnose Diabetes mellitus gestellt wurde, ist es wichtig, den Blutzucker und den Blutdruck regelmäßig zu messen und die Werte genau zu beobachten, um schnell auf etwaige Abweichungen reagieren zu können. In enger Absprache mit dem Arzt kann dann beispielsweise eine Anpassung des Lebensstils vorgenommen werden.
Hinweis: Es ist wichtig, dass Sie Ihren Körper kennen und beobachten. Das gilt bei Diabetes mellitus vor allem auch für die Füße: Selbst kleinste Veränderungen und Auffälligkeiten sollten Sie Diabetes Patienten sofort von ihrem Arzt untersuchen und einordnen lassen, damit sie im Fall der Fälle schnell eine geeignete Therapie einleiten können.
Fazit
Diabetische Polyneuropathie ist der Sammelbegriff für eine Reihe von Krankheiten, denen eine Schädigung der Nerven gemein ist und die als Folge von Diabetes auftreten. Die Diagnose fällt aufgrund der schleichend einsetzenden Symptome oftmals schwer. Auch wenn die Polyneuropathie nicht heilbar ist, können die Beschwerden mit einer Therapie aber meist gut eingedämmt werden. Alkohol, Nikotin und Übergewicht zählen dabei zu den wichtigsten beeinflussbaren Risikofaktoren. Da diese Form der Neuropathie meist an den Füßen beginnt, sollten diese zudem regelmäßig kontrolliert und im Verdachtsfall schnellstmöglich ein Arzt konsultiert werden.
Quellen:
1https://www.netdoktor.at/krankheit/diabetische-polyneuropathie-7438
2https://www.diabetesde.org/gesundheitsberichte
3 https://www.diabetes-ratgeber.net/Neuropathie#Therapie
4 Thornalley et al., High prevalence of low plasma thiamine concentration in diabetes linked to a marker of vascular disease, Diabetologia 2007, 50:2164-2170
5 Schreeb et al., Comparative bioavailability of two vitamin B1 preparations: benfotiamin and thiamine mononitrate. Eur J Clin Pharmacol 1997, 52:319-320
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